Ein Denkmal für

Clemens Maria Franz

von

Bönninghausen

(1785-1864)

 
 

Bericht aus Zeitschrift für Klassische Homöopathie:


Es ist noch nicht so lange her, dass ein Bewusstsein für Clemens Maria von Bönninghausen, als einer der bedeutendsten Schüler Hahnemanns in deutschen Homöopathenkreisen existierte. J.T. Kent hatte seit den 70er Jahren insbesondere durch P.Schmidt, H.Barthel und J. Künzli die deutschsprachige gerade wieder erwachende Klassische Homöopathie bestimmt. Wer kannte damals schon die Bönninghausen-Methode, wer das Therapeutische Taschenbuch.

Der Autor – selbst in Münster lebend, welcher seit 1982 sich mit der Homöopathie beschäftigte – wurde erst Ende der 80er Jahre durch einen indischen Kollegen (Dilip Dikshit aus Bombay - ICR) darauf aufmerksam gemacht, welche Bedeutung Bönninghausen für die Homöopathie insgesamt  hatte, und welchen Widerhall das Therapeutische Taschenbuch mit seiner ganz anderen Methodik der Repertorisation weltweit gehabt hatte.


Als 1993 Jayesh Shah (Bombay) sein erstes Seminar über Sankarans Methode in Münster gab, war es überraschend, von ihm zu hören, dass es für ihn eine Ehre sei, in Münster, der Stadt Bönninghausens, zu unterrichten. Das Bewusstsein und der Respekt gegenüber den eigenen Vorfahren als auch gegenüber den eigenen Lehrern ist in Indien stark ausgeprägt. Dort ist es z.B. vielerorts üblich am 10.April Hahnemanns Geburtstag zu feiern, was man in Deutschland kaum finden wird.

Während eines Besuches von Haus Darup und auf dem Hörster Friedhof, in Münster wo Bönninghausen  begraben liegt, drückte Jayesh Shah sein Unverständnis dafür aus, dass es für diesen berühmten Mann an keiner Stelle auch nur die kleinste Erinnerungstafel gebe, und das der Autor sich dieses Misstandes annehmen müsse.


1999 anlässlich der Jahrestagung des Zentralvereins in Münster wurde dann die Idee geboren, auf dem Hörster Friedhof ein Denkmal zu errichten. Es wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, welche über 5 Jahre das nötige Geld zusammenbekam. Der Berufsverband homöopathischer Ärzte NRW, welcher ja von Bönninghausen selbst 1848 in Münster gegründet worden war, stellte sich als Träger und Unterstützer dieses Anliegens zur Verfügung.


Als nun 2004 der Startschuss für die Errichtung fiel, war zu überlegen, wie diese Denkmalerrichtung einen geeigneten Rahmen bekommen könnte.

Die Erinnerung an Bönninghausen könnte für die heutige Homöopathie von hilfreicher Bedeutung sein . Er war – im Gegensatz zu Hahnemann – bekannt für sein geselliges und meist diplomatisches Wesen. In der Versammlung der homöopathischen Ärzte Nordrhein und Westfalens herrschte meist ein kollegiales und tolerantes Klima.

Bönninghausen war einerseits der „staatlich zugelassene Nicht-Arzt“ und andererseits derjenige Schüler Hahnemanns, welcher neben der Loyalität zu Hahnemann eigene neue Konzepte in die Homöopathie eingebracht hatte. An ihm ließen sich möglicherweise verschiedene Gräben, welche sich durch die heutige Homöopathie ziehen, überwinden: Die Spaltung in Ärzte und Heilpraktiker und die quer dazu verlaufende Spaltung zwischen „Genuiner Homöopathie“ und „modernen Entwicklungen“(Vithoulkas, Sankaran, Masi, Sehgal, Scholten)


Daraus wurde die Idee geboren, am 2.-3.10.2005 zur Denkmalenthüllung ein Fortbildungsprogramm unter dem Thema „Vielfalt und Einheit in der Homöopathie“ auf die Beine zu stellen, welches verschiedene methodische Ansätze vermitteln sollte, aber auch viele sonst aneinander vorbeilaufende Homöopathen an einen Tisch bringen sollte. Die Diskussionen z.B. um das „Manifest“ und das gegenwärtige Auseinanderstreben verschiedener homöopathischer Schulen, macht es derzeit notwendig, im Dialog zu bleiben und auch das Gemeinsame zu fühlen und zu erleben.

So fanden am 2. und 3. Oktober im Schlossgarten Münster – jeweils an verschiedenen Seiten des botanischen Gartens - zwei gleichzeitige Veranstaltungen statt.

Die Herbsttagung der homöopathischen Ärzte NRW hatte am 1. Tag die Kollegen Klaus Holzapfel und Carl Rudolf von Klinkenberg eingeladen im Schlossgartenrestaurant, über die Bönninghausen-Methode zu referieren. Am 2. Tag waren Norbert Winter und Elmar Funk eingeladen, eine Einführung in die Bogersche Methode zu geben.

Parallel dazu fand im Hörsaal des Botanischen Institutes die 1. Homöopathische Kasuistikkonferenz Münster statt. Hier hatte Andreas Holling (HomöoMedia Verlag) zu Sankaran und Sehgal eingeladen. Gerhardus Lang und Andreas Holling stellten Fälle vor, in denen Mittel der Loganiaceae verschrieben wurden. Irene Schlingensiepen-Brysch  und Peter Stevens stellten Fälle per Video vor.

Um 12 Uhr am So. 2.10. versammelten sich die 120 Teilnehmer beider Veranstaltungen, um gemeinsam das Leben und Werk Bönninghausens zu würdigen. Grußworte von verschiedenen Seiten, eine mulitmediale Präsentation und die Anwesenheit Lothar Freiherr von Bönninghausen (Urenkel)  machten homöopathische Geschichte lebendig und Gemeinschaft fühlbar.

Nach dem Mittagessen ging es nach einem Spaziergang über die Münstersche Promenade zum Hörster Friedhof, wo in Anwesenheit der Bürgermeisterin und der Künstlerin Silvia Fassel sowie einer recht großen Zuschauerzahl das Denkmal feierlich und fröhlich bei einem Glas Sekt enthüllt wurde.  Dabei wurde der von Bönninghausen früher selbst zitierte klassische Inventionshexameter „Quis, Quid, Ubi, Quibus auxiliis, Cur, Quomodo, Quando“ taktgerecht skandiert. Diese sieben Frageworte sind das hintergründige Gestaltungselement des Denkmals. Diese helfen einerseits, einen Sachverhalt möglichst vollständig zu betrachten, andererseits weisen sie offen und unbeantwortet in die Welt und damit auf die vielen Fragezeichen unserer Wirklichkeit. Die Suche nach Vollständigkeit und abgeschlossenen Wahrheiten kann nur im Rahmen von Offenheit, Neugier und Unvoreingenommenheit fruchtbar sein.


Nach dem 1. Tag abends wurde zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Einheit der Homöopathie“ geladen. Alle teilnehmenden Referenten gaben Stellungnahmen zu ihrer Sicht dieser Frage ab. Anschließend wurden verschiedene Standpunkte auch mit dem Publikum und teils kontrovers diskutiert. Übereinstimmend wurde die Notwendigkeit des Dialoges unter den verschiedenen Richtungen in der Homöopathie auch angesichts der aktuellen öffentlichen Infragestellungen betont. Es sollten mehr Veranstaltungen durchgeführt werden, in denen unterschiedliche „Lager“ Gelegenheit haben, sich kennenzulernen.



Andreas Holling

Homöopathischer Arzt

Elisabeth-Selbert-Weg 40

48147 Münster

 
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